Maxim aus der Eingliederungshilfe hat uns folgende Fragen im Interview beantwortet:
Aus welchem Arbeitsfeld kommst Du?
Ich arbeite mit Menschen mit psychischen Erkrankungen und teilweise Suchterkrankungen, im betreuten Einzelwohnen im Rahmen der Eingliederungshilfe gemäß §§ 53/53 SGBXII.
Wie hat sich Dein Arbeitsalltag durch Corona verändert?
Zunächst einmal eine kurze Beschreibung, wie meine Arbeit unter normalen Bedingungen läuft. Meine Arbeit ist aufsuchender Art, d.h. wir betreuen die Menschen v. a. im persönlichen Kontakt, wir machen Hausbesuche und begleiten sie zu verschiedensten Terminen und Aktivitäten, sie kommen zu uns in die Büroräume und wir bieten in unseren Räumlichkeiten Gruppenangebote an. Krisenintervention ist auch Bestandteil unserer Arbeit. Normalerweise sehen wir unsere Klient*innen je nach Hilfebedarfsgruppe 1-3x wöchentlich.
Unter Corona-Bedingungen (gemäß Verordnung der Eingliederungshilfe):
So wenig persönlicher Kontakt wie möglich, am besten gar keinen. Das heißt in der Folge fast nur noch Telefonate. Hausbesuche sind uns weiterhin untersagt und dürfen nur im Notfall durchgeführt werden. Arztbegleitungen können wir je nach den Vorgaben der Arztpraxen durchführen, unter Einhaltung der geltenden Hygiene- und Abstandsbestimmungen. Treffen mit Klient*innen draußen sind, unter Einhaltung der Bestimmungen, ebenfalls möglich. Die Büroräume unseres Trägers dürfen seit Mitte März nicht mehr von Klient*innen betreten werden. Für die Bearbeitung wichtiger Post bedeutet dies: Verzögerungen, Postbearbeitung z.B. auf Parkbänken oder an Bushaltestellenhäuschen…
Gegenwärtig dürfen wir unsere Kontakte draußen wieder mehr durchführen. Auf der „sicheren Seite“ sind wir nur, wenn wir unsere Klient*innen gar nicht mehr sehen.
In der Arbeit mit Menschen mit psychischen Erkrankungen bedeutet die Einschränkung von Kontakten und sozialem Leben einen großen Einschnitt. Die Folge sind größere psychische Instabilität bis hin zu psychischen Krisen.
Was erwartest Du bzw. erwarten Deine Kolleg*innen?
Von meinen Kolleg*innen erwarte ich ein kollegiales Miteinander, gegenseitige Rücksichtnahme, das gegenseitige Vertrauen, dass alle ihre Arbeit individuell nach den geltenden Regeln, so gut es eben geht, durchführen.
Welche Forderungen möchtest Du an die Politik stellen?
Ich finde es wichtig, dass Soziale Arbeit als „systemrelevant“ angesehen wird und dass die Rahmenbedingungen verbessert werden: konkret deutlich bessere Bezahlung, mehr Gestaltungsmöglichkeiten hinsichtlich des Urlaubes und möglicher Auszeiten.
Bitte führe folgende Sätze zu Ende:
„Soziale Arbeit ist dauerhaft systemrelevant, weil…
… weil durch Soziale Arbeit die Teilhabe in der Gesellschaft für Menschen mit besonderen Schwierigkeiten besser gewährleistet werden kann.“
„Wenn Soziale Arbeit fehlt oder reduziert wird, …
… geraten Menschen mit besonderen Schwierigkeiten ins Abseits, in finanzielle Notlagen, in Obdachlosigkeit, werden krank, geraten in die Situation, keinen Zugang zu medizinischer Versorgung zu bekommen und in psychische Krisen.“
Gibt es in Deinem/ Euren Feld bereits Signale, dass bei Sozialer Arbeit in Folge der Corona-Pandemie eingespart wird? Wenn ja, welche?
Also, es gibt immer mal wieder Hinweise, dass _noch_ nichts gekürzt werden muss, die Betonung liegt auf „noch“. Der Träger versucht alle Arbeitsplätze zu erhalten, aber es gibt die Aussage, dass es schon finanzielle Engpässe gibt.
Du möchtest uns auch aus Deinem Arbeitsbereich berichten? Dann schreib uns unter https://dauerhaft-systemrelevant.de/unterstuetzen/.