Jule hat uns aus der Arbeit in einem Teilhabezentrum berichtet, wie die Mitarbeiterinnen trotz Einschränkungen versucht haben den Kontakt zu ihren Besucherinnen zu erhalten:
Ich bin, bereits als Studierende, seit einigen Jahren in den Bereichen der Eingliederungshilfe und seit Beginn des Jahres in einem neuen Teilhabezentrum tätig.
Als für meine Kolleg*innen und mich die Information kam, dass wir nur eingeschränkt zur Verfügung stehen und persönliche, direkte Kontakte möglichst vermeiden sollen, war das für mich ein Schock. Allerdings nicht, weil es für mich zu einem Verdienstausfall führen könnte oder ich Angst um meine Person oder Gesundheit hatte, sondern weil ich wusste, was das für die Nutzer*innen unserer Angebote und Besucher*innen des Teilhabezentrums bedeuten wird. Menschen mit psychischen Erkrankungen und geistiger Behinderung, welche an bis zu 6 Tagen in der Woche eine Anlaufstelle und Unterstützung in den notwendigen Bereichen hatten, waren nun plötzlich sehr auf sich allein gestellt. Natürlich war und ist die Sicherheit und Gesundheit aller von höchstem Wert. Jedoch führten die Einschränkungen zu massiver Verunsicherung bei unseren Besucher*innen und Nutzer*innen, denen der sporadische Kontakt am Telefon nicht den nötigen Halt gegeben hat, welchen sie gewohnt waren. Es kam zu Überforderungen, weil sie plötzlich eigenständig Aufgaben übernehmen mussten, wobei sie sonst Unterstützung bekommen. Und bei einigen führte dies leider zu massiven psychischen Krisen, welche auch nach den Lockerungen längst nicht überwunden sind. Zum einen ist die Pandemie für Menschen mit geistiger Behinderung oder psychischer Erkrankung noch einmal sehr viel beängstigender und seelisch belastender als sie es ohnehin schon ist. Zum anderen ist es fatal, wenn gerade in einer solchen Situation der Kontakt zu ihren Betreuer*innen und den Sozialarbeiter*innen fehlt oder nur so gering wie möglich, überwiegend telefonisch, ausfällt. Und auch für alle, welche mit eben diesen Menschen arbeiten, ist es am Telefon wesentlich schwieriger einzuschätzen, in welcher Verfassung die Personen am anderen Ende sind und ob sie psychisch stabil sind oder nicht. Wenn die Mitarbeiter*innen in dieser Zeit nicht sogar gänzlich von der Arbeit freigestellt wurden und somit auch kein telefonischer Kontakt bestand…
Sozialarbeiter*innen wurden vor der Pandemie gebraucht, sie werden nach der Pandemie gebraucht und vor allem hätte es mehr als genug Klient*innen gegeben, welche sie vor allem währenddessen gebraucht hätten!
War es auch bei Dir schwierig den Kontakt zu Deinen Klient*innen während der Corona Zeit aufrecht zu erhalten? Welche Möglichkeiten gab es in Deiner Einrichtung/bei Deinem Träger? Und welche nicht? Berichte es uns auf https://dauerhaft-systemrelevant.de/unterstuetzen/.