Jessy arbeitet in einer Mutter-/Vater-Kind-Einrichtung und hat uns geschildert, was die Krise für die Mitarbeiter*innen aber auch die Klient*innen in der Einrichtung bedeutet:
Die ganze Welt spricht über Corona, doch die wenigsten über die Auswirkungen, vor allem in der sozialen Arbeit und den damit verbundenen Bereichen. Ich bin angehende Sozialarbeiterin und arbeite nun schon ein paar Jahre im Mutter- und Vater- Kindbereich
Seit Corona hat sich so einiges verändert . Für uns, zum Großteil jedoch für unsere Klient*innen. In der Anfangszeit hieß Corona für uns als Mitarbeiter*innen, eine Fürsorgepflicht einzuhalten. Eine Fürsorgepflicht gegenüber unseren Klient*innen. Regeln der Regierung wurden streng befolgt, wir hielten uns nur Zuhause auf, um keine Infektionen in die Einrichtung zu tragen. Zum Glück hatten wir unsere Familie Zuhause, durch die die schwierige Zeit erträglich gemacht wurde und durch die wir neue Kraft tanken konnten. Plötzlich wurde das Einkaufen zu etwas Besonderem und Spaziergänge durch Wälder fingen an Spaß zu machen.
Doch was bedeutete das Ganze für unsere Klient*innen?
Unsere Klient*innen konnten diese Kleinigkeiten leider nicht auskosten. Was für uns harte Zeiten waren, war für unsere Klient*innen noch härter. In den ersten Wochen durften sie nicht mal einkaufen gehen. Nicht alleine und auch nicht mit ihren Kindern. All das haben wir als Mitarbeiter*innen für sie erledigt. Zigaretten, Hygieneartikel, Notwendiges für ihre Kinder…
Besuchskontakte waren viele Monate verboten, da die Gefahr zu groß war von außerhalb etwas in die Einrichtung zu bringen. Die Kindsväter- und Mütter der Klient*innen oder auch die Eltern hatten also keinerlei Möglichkeit in die Einrichtung zu kommen und ihre Angehörigen zu besuchen und genau so wenig die Klient*innen ihre Familien. Sie waren abgeschnitten von der Außenwelt.
Lediglich unser Gärtchen diente als Platz zum Luft schnappen und zum Sonne tanken. Hilfeplangespräche wurden abgesagt, die wichtigsten Arzttermine begleitet. Ihr Leben bestand aus Kontrolle. Diese Menschen verdienen einen Hut voller Achtung und Respekt. Kein Tag, dieser vielen Tage war ein einfacher für sie. Durch unsere Unterstützung und deren Kraft gelingt es uns, das System aufrecht zu erhalten und nur durch diese Zusammenarbeit schafften wir uns einen Weg in den Alltag zurück!
Geschätzt wurde und wird dies von außerhalb kaum. Zumindest nicht sichtbar. Anerkennung für diese harte Arbeit erhielten wir nicht. Scheinbar eine Sache der Selbstverständlichkeit?
Hast du ähnliche Erfahrungen wie Jessy gemacht? Welche Dinge haben du und deine Klient*innen in der Krise unterschiedlich erlebt? Erzähl uns doch davon unter: https://dauerhaft-systemrelevant.de/unterstuetzen/.