Florin berichtet von der Zeit im Home Office und dem fehlenden Kontakt zu Bewohner*innen und Kolleg*innen:
Die Corona Pandemie wirkt sich in unterschiedlicher Art und Weise auf meine Arbeit als Integrationsmanagerin (angestellt bei einer Behörde) für Geflüchtete aus. Während des Lockdowns war ich mehrere Wochen im Home Office und konnte meine Klienten nur über Telefon oder WhatsApp beraten. Dies hat aber erstaunlich gut funktioniert.
Ich betreue eine Gemeinschaftsunterkunft (GU) mit circa 50 alleinstehenden Männern. Mein Büro ist direkt neben der GU und ich bin somit immer vor Ort und die Klienten haben es nicht weit, um mit mir Kontakt aufzunehmen. Dies hat auch den Vorteil, dass ich mitbekomme, was in der GU los ist.
Während Corona aus dem Home Office war dies nicht mehr möglich. Dies hat dazu geführt, dass das Besuchsverbot von den Bewohnern nicht eingehalten wurde, der Drogenhandel unter einigen Bewohnern zunahm und ich keine Einblicke mehr in den Alltag in der Unterkunft hatte. Dies habe ich allerdings erst dann so richtig gemerkt, als ich im Mai wieder im Büro war.
Seitdem ich wieder im Büro bin und wieder ein Alltag einkehrt, funktioniert die GU wieder gut. Die Drogenproblematik ist nach wie vor da. Besonders schlimm ist für die Bewohner, dass sie derzeit keine Sprachkurse besuchen können und den ganzen Tag zu Hause sind. Dies hat aber nicht wie erwartet zu außergewöhnlichen Streitereien geführt. Natürlich gibt es immer Meinungsverschiedenheiten, aber das ist normal. An dieser Stelle zolle ich meinen Klienten großen Respekt, dass sie sich unter diesen extremen Umständen so tolerant und rücksichtsvoll gegenüber anderen verhalten haben.
Glücklicherweise gab es in der Unterkunft bis jetzt auch keinen Corona Fall. Die Bewohner wurden allerdings nicht in Einzelzimmern untergebracht sondern sind in 2er und 3er Zimmer geblieben wie davor. In der Unterkunft werden auch die Sanitäranlagen sowie die Küche von allen Bewohnern gemeinsam genutzt. Seit Juli gibt es einen Security Dienst, der mehrmals die Woche kommt und darauf achten soll, dass das Besuchsverbot eingehalten wird.
Neben der GU habe ich auch Familien in Anschlussunterbringung oder privater Wohnung in meiner Betreuung. Diese sind zumeist schon mehrere Jahre in Deutschland und zum Großteil schon sehr selbstständig. Zu einigen Familien habe ich allerdings den Kontakt verloren. Der muss nun wieder aufgebaut werden, was sich in einigen Fällen als Herausforderung darstellt.
Alles in allem hat sich der Arbeitsalltag von März bis heute sehr verändert und ich konnte nur noch eingeschränkt auf die Bedürfnisse meiner Klient*innen eingehen. Seit den Lockerungen, der Präsenz im Büro und damit der Möglichkeit wieder Termine vor Ort zu machen und auch zu wichtigen Terminen zu begleiten, hat sich der Arbeitsalltag weitestgehend wieder normalisiert.
Allerdings vermisse ich zunehmend den Austausch mit den Kolleg*innen. Wir haben seit März keine Supervision mehr und auch keine persönlichen Teambesprechungen. Die Teambesprechungen sind nach wie vor per Telefonkonferenz und dies ist nicht dasselbe, wie wenn man die Kolleg*innen persönlich trifft und sich austauschen kann. Auch wäre eine Supervision aufgrund der Lockerungen nun wieder möglich. Wir haben dies erst letzte Woche wieder bei unseren Vorgesetzten angesprochen. Bis jetzt kam noch keine Rückmeldung.
Welche Wege habt ihr genutzt, um mit euren Klient*innen in Kontakt zu bleiben und wie hat das geklappt? Berichtet uns gerne davon auf: https://dauerhaft-systemrelevant.de/unterstuetzen/