Dominique studiert und arbeitet gleichzeitig in einer Wohngruppe der stationären Jugendhilfe. Was auch diese Kombination im Lockdown bedeutet erfahrt Ihr in diesem Bericht:
Die Arbeit in der stationären Jugendhilfe wurde durch Corona massiv erschwert.
Die Rahmenbedingungen haben sich insofern geändert, dass nur noch 24 Stundendienste (alleine) gearbeitet werden um Stunden zu sparen. Der fehlende Tagdienst führt jedoch zu einer Mehrbelastung im Alltag, zu fehlendem Austausch mit Kolleg*innen und am Ende sogar zu Minusstunden. Die Jugendämter arbeiten auf Sparflamme, weniger Inobhutnahmen sind die Folge und somit zu viele freie Plätze in den Wohngruppen. Es droht eine Schließung von Gruppen und Entlassung von Personal durch die mittlerweile fast einjährige Unterbesetzung. Die Supervision muss wegen des Ansteckungsrisikos ausfallen, Fortbildungen können nicht mehr stattfinden, für Mitarbeiter*innengespräche fehlt die Zeit. Psychohygiene wird nicht mehr groß geschrieben, muss man doch auch Zuhause immer auf Abruf bereit sein, falls Kolleg*innen wieder einmal in eine Quarantäne kommen.
Abgesehen davon leiden die Jugendlichen natürlich auch unter den Einschränkungen. Besuchskontakte, Ausgänge, Ausflüge und der Schulbesuch werden eingeschränkt oder finden gar nicht statt. Eine Krise folgt der nächsten, und das bei sowieso schon instabilen Jugendlichen. Die Noten verschlechtern sich rapide, es ist nicht möglich als Fachkraft, allein im Dienst, acht Jugendlichen gleichzeitig während ihrer Schularbeiten gerecht zu werden.
Als Dankeschön weigern sich Arbeitgeber*innen einen Bonus zu zahlen, schicken dafür lediglich eine Dankeskarte und eine Packung Pralinen und planen gleichzeitig den Stellenabbau. Wir Pädagog*innen kämpfen weiter jeden Tag, denn eins ist klar, am Ende verlieren die Jugendlichen, welche ohnehin schon zu den Verlieren in unserer Wohlstandsgesellschaft zählen.
Als Student*in bin ich zudem damit konfrontiert, dass die Hochschulen sich weigern Onlineprüfungen zu erstellen. Befindet man sich aufgrund der Arbeit in Quarantäne, muss man selbst zusehen wie man Prüfungen, teils ein Jahr später, nachholt.
Auch Präsenzlehre fand bis zum erneuten Lockdown wieder statt, ohne online Übertragung, obwohl dies nicht nötig war. Somit konnte ich durch die veränderten Arbeitszeiten nicht mehr an Vorlesungen teilnehmen (alternativ hätte ich kündigen müssen und hätte dann das Studium nicht mehr finanzieren können).
Innerhalb dieser Pandemie werden wir nicht gesehen, wir sind systemrelevant und die Verlierer. Und doch machen wir weiter.
Arbeitet Ihr auch neben dem Studium und kämpft mit ähnlichen Schwierigkeiten wie Dominique? Berichtet uns davon auf: https://dauerhaft-systemrelevant.de/unterstuetzen/