Wie ein Fall im ASD während der Corona-Zeit aussehen kann, berichtet uns diese Woche Michi:
Im sozialen Dienst gibt es keinen Lockdown, der Kinderschutzauftrag muss immer gewahrt werden. Selbst während wir im wöchentlichen Wechsel Präsenz im Amt zeigen, telefonieren wir uns Zuhause die Ohren wund, organisieren Hausbesuche und nehmen an Gerichtsverhandlungen teil. Der anstrengendste Teil: Hausbesuche mit Maske in akuten Krisen.
Ich erinnere mich an eine Meldung, der Vater sei gestorben und man wisse nun nicht, was mit dem Kind sei. Also machen wir uns auf den Weg, nichtsahnend, was uns erwartet. Wir klingeln, mit Maske im Gesicht. Das fühlt sich etwa so wie ein Raubüberfall an. Es wird uns geöffnet, wir entschuldigen uns für unseren Aufzug und versuchen gezielt über die Augen zu kommunizieren. Empathie, Wertschätzung, Mitgefühl – gar nicht so einfach.
Da sitzt er nun, der schwerkranke Opa, der eigentlich nur für seinen Enkel da sein will. In kürzester Zeit hat er die Ehefrau und seinen Sohn verloren… Es wird schnell deutlich, dass er ziemlich allein ist. Das schlimmste Szenario: der Enkel kommt weg – dann sei für ihn Suizid eine tragbare Lösung.
So sitzen wir da mit Maske im Gesicht, versuchen zu stabilisieren, Möglichkeiten und Unterstützungsangebote zu erörtern – mit einem unbekannten, älteren Herren, der von uns nur die Augen sieht.
Der Weg ist hier nicht zu Ende. Es wird noch einige maskierte Gespräche geben, bei dem alles zur Unterstützung des Familiensystems erörtert wird. Ob es ein Happy End für Opa und Enkel geben wird? Das ist derzeit fraglich.
Welche Schwierigkeiten begleiten dich im beruflichen Alltag? Was an deiner Arbeit musste auch während des Lockdowns unbedingt weitergehen? Erzähl uns davon unter: https://dauerhaft-systemrelevant.de/praxisberichte/mitmachen/